If there's a good man in you, he's dead in the dirt·

Den Rauch deiner Zigarette pustest du gedankenabwesend aus, während du selbst in deinen Gedanken gefangen bist. — Du bist wieder hinter der Feindlichen Linie; Kugeln fliegen wie wild durch die Gegend, Menschen schreien, rufen nach ihren Eltern. Pure Verzweiflung und Angst macht sich um dich herum breit. Du selbst hast deine Gedanken schon längst abgeschaltet: du funktionierst nur noch und hörst auf Befehle, ohne dies zu hinterfragen. Sollte ein Befehl deinen sicheren Tod bringen, wärst du damit D’accord. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und deins ist von Mentaler Natur: Unwissenheit.
Du bist der jüngste Sohn von Keith & Beth Madigan. Als Schwester von James Hutson, konnte Beth einen gewissen Einfluss nutzen, um ihre Familie die bestmöglichen Chancen zu geben. Anthony und Jason, deine älteren Brüder, haben sich stets um dich gekümmert — auch wenn du manchmal eine ziemliche Nervensäge warst. Zurückblickend hattest du eine fantastische Kindheit, wo es weder an Spaß, Liebe noch Zuneigung mangelte. In der Schule mimtest du gerne den Klassenclown, um deine Mitschüler zum Lachen zu bringen. Dabei war es egal, ob du dafür zur Strafe nachsitzen musstest: wenn du einen Freund glücklich gemacht hattest, war es das schon wert. Der einzige Sport, welcher dich interessierte, war Baseball, in welchem du schnell ins Team aufgestiegen bist. Du zählst zu den Beliebten Schülern, auch wenn deine schriftliche Leistung zu wünschen übriglässt. Du warst noch nie der Taktiker oder Grübler und entschiedst immer aus dem Bauch heraus. Wahrscheinlich hattest du deshalb noch nie Probleme gehabt, Befehle zu folgen und die Grenzen und Regeln zu akzeptieren, ohne je etwas zu hinterfragen. In den Ferien warst du stets auf der Ranch deines Onkels und halfst dort aus. Familie wurde seither großgeschrieben, weshalb du stets in Verbindung zu deinen Cousins und Cousinen bliebst. Für dich war schon immer klar, dass du deinen Brüdern im Militär nacheifern würdest. Anthony und Jason: deine großen Idole. Mit 18 Jahren folgte deine Grundausbildung zum Soldaten — unter niemand anderen als deinen älteren Cousin Cole. Obwohl du ein Talent dafür hattest, immer Blödsinn anzustellen, Dinge ins lächerliche zu ziehen, empfandest du nichts anderes als tiefen Respekt im Militär. Dennoch konntest du deinen Charakter nicht gänzlich ablegen und mimtest auch hier unter deinen Kammeraden hier und da den Clown, um die ganze Einheit aufzuheitern. Du hast eine Spezialisierung in der Infanterie, Speziell Fallschirmtruppe genossen. Du wurdest darauf trainiert hinter den Feindlichen Linien einzufallen und von Innen heraus deine Truppen zu unterstützen. Drei Söhne, Drei Soldaten — alle Zeitglich im Kriegsgebiet an verschiedensten Fronten. Die ersten Auslandseinsätze absolviertest du unbeschadet und erfolgreich hinter den feindlichen Linien. Nach deinem anfänglichen Erfolgserlebnis und rausch, folgte die bittere Realität: dein älterer Bruder Jason fiel im Kriegsgebiet, weit weg von dir in einer anderen Division. Du wurdest daraufhin zurückbeordert und nahmst gemeinsam mit deinen Eltern und Anthony an der Verabschiedung deines Bruders teil. Wie oft hattet ihr in Kindesalter so getan, als seien Stöcker eure Waffen? Ihr mimtet ständig das Soldaten-Leben, hattet ihr nie daran gedacht, dass dieser Beruf auch seine Tribute einforderte. Der nächste Auslandeinsatz folgte, kanntest du doch nichts anderes als Befehle zu befolgen. Nur noch einmal hinter den feindlichen Linien — du wurdest dafür ausgebildet, was sollte auch schon schief gehen? Tatsächlich überstandst du diesen Einsatz ebenfalls unbeschadet, wenn man von den Traumata absah: den Bildern und Schreien, die sich in deinen Hirnstamm verankert hatten. Welche Alternative bot sich dir, wenn du nichts anderes gelernt hattest, als Befehle zu befolgen? Selber nie nachdenken musstest, sondern einer von vielen warst? Die Nachricht von Anthony erreichte dich im Lager, irgendwo mitten in einer Wüste. Dein älterer Bruder galt als verschollen. Von ihm fehlt jegliche Spur, niemand wusste, ob er am Leben war oder nicht. Diese gottverdammte Unwissenheit...

I don’t wanna play soldier anymore·

Nach deinem letzten Auslandeinsatz entschiedst du dich, deine Identität als Soldat abzulegen. Du konntest es nicht verkraften deinen Eltern eine dritte Beerdigung ihrer Söhne auszutragen. Deinen Weg fandest du wieder zurück nach Holland Valley, wo du erst einmal auf der Ranch der Hutson aushalfst. Ohne jegliche Perspektive wie deine berufliche Zukunft aussehen sollte, überbrückest du so deine Zeit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis du den Entschluss gefasst hast die Polizei Akademie zu besuchen. Du konntest schon immer Befehle folgen, wusstest mit Waffen umzugehen — was sollte dir da in die Quere kommen? Deine Ausbildung zum Polizisten hast du ohne größere Probleme absolviert, lediglich dein Persönliches Analytisches Profil ließ zu wünschen übrig. Fokussiert, Fleißig, Hitzköpfig, gewalttätig, anfällig für Wut? Dein Soldatenleben hat seine Spuren hinterlassen, weshalb du immer noch mitten in der Nacht schweißgebadet aufwachst. Deinen eigenen Gedanken kannst du nicht entfliehen und obwohl du dich als kaputt bezeichnest, hast du das Breiteste grinsen und das lauteste Lachen. Die Vermeidungsstrategie sich nicht damit auseinander zu setzen, sondern sich aktiv dagegen zu entscheiden und in alte Muster zu verfallen: die Maske aufsetzen und andere zum Lachen bringen. Mittlerweile kümmerst du dich um die Bezirke Whitetail Mountains & Henbane River. Das du da das ein oder andere Auge zudrückst, wenn es um die Hutson geht, sollte niemanden wundern. Deine Wohnung hast du in Holland Valley, in der Nähe deiner Eltern, um diese bei Bedarf zu unterstützen.

Dylan Lillyana King war nie ein Wunschkind gewesen, nein sie war ein Unfall und überhaupt nicht gewollt. Ihre Mutter Mara, war man gerade 17 Jahre alt, als sie den positiven Schwangerschaft-Test in den Händen hielt. Wer der Vater ist? Tja, das wusste Mara auch nicht, denn es kamen eine Menge an Jungs infrage. Tja, so ist das, wenn man jedes Wochenende so betrunken ist, dass man sich an nichts mehr erinnert. Für eine Abtreibung war es jedoch zu spät, deswegen beschloss Mara ihr Kind auf die Welt zu bringen, um es dann direkt zur Adoption freizugeben. Kurz nachdem die Mutter von Mara erfahren hatte, dass sie schwanger sei, setzte sie, ihre Tochter vor die Tür. Sie hatte ihr immer gedroht, sie hinauszuschmeißen, wenn sie sich schwängern lasst. Und sie hielt Wort. Mara wusste nicht, wo sie hin sollte, schließlich hatte sie keinen festen Freund, der sie hätte aufnehmen können. So schlief sie ein paar Nächte draußen unter einer Brücke, eher sie beschloss, ins Mutter-Kind Heim zu gehen. Dort half man ihr und kümmerte sich um sie, dennoch wollte sie ihr Kind nicht behalten. Die Monate vergingen und am 01.01.1997 erblickte schließlich Dylan Lillyana, in Holland Valley, das Licht der Welt.

Mara hatte kurz nach der Geburt beschloss, ihre Tochter doch zu behalten und sich um diese zu kümmern. Als Mara 21 Jahre alt wurde, verließ sie zusammen mit Dylan das Mutter-Kind Heim und zog in eine kleine Wohnung. Da sie keinen Abschluss gemacht hatte, jobbte sie mal hier und mal dort. Es kam öfters vor, dass Dylan über Nacht alleine blieb, weil ihre Mutter arbeiten war, oder sich mit Männern vergnügte. Mara trank wieder jede Menge Alkohol und fing auch mit den Drogen an. Immer wenn sie voll und auf Drogen war, verprügelte sie ihre kleine Tochter, wenn diese nicht hörte oder einfach nicht leise sein wollte. Wie denn auch? Sie hatte großen Hunger, denn der Kühlschrank war leer, es war nichts zu Essen in der Wohnung. Denn Mara gab ihr Geld für Drogen und Alkohol aus, sie dachte nicht daran, Essen für Dylan zu kaufen. So vergingen ein paar Wochen, Dylan kauderte in ihrem Bett, ihr Magen knurrte, während sie am Weinen war. Ein Poltern erschreckte sie, sodass sie ins Wohnzimmer ging und dort ihre Mutter auf dem Fußboden fand. Dylan ging zu ihrer Mutter und schüttelte sie, so doll sie nur konnte. Doch Mara bewegte sich nicht, sie war blass und wurde immer kühler. Sie hatte sich eine Überdosis gespritzt und starb vor den Augen, ihrer 4-jährigen Tochter. Dylan saß ganze drei Tage neben ihrer toten Mutter, sie hätte auch noch länger dort gesessen, wenn die Polizei nicht gekommen wäre. Die Nachbarn hatten sich über den Geruch beschwert und daraufhin die Polizei gerufen. Diese brachten Dylan erstmal ins Krankenhaus, wo sie untersucht wurde. Dort blieb sie 2 Tage, eher eine Frau vom Jugendamt sie abholte, und ins Heim brachte. Dort angekommen, zog Dylan sich zurück und kauderte in einer Ecke. Sie wollte mit den anderen Kindern nicht spielen, auch weil sie es nicht kannte, zu spielen. Nachts schrie sie, weil Albträume sie plagten, deswegen machte sie auch immer in ihr Bett. Das Ganze wurde erst besser, als sie Tony kennenlernte. Er schaffte es zu ihr hin durchzudringen, er gewann ihr Vertrauen. Mit der Zeit ließen auch ihre Albträume und das Bett nässen auf, was vielleicht mit daran lag, dass die beiden in einem Bett schliefen. Tony und Dylan wurden ja zu besten Freunde.

Mit der Zeit spielte sie mit anderen Kindern, kletterte auf Bäumen oder fuhr mit dem Skateboard. Im Alter von fünf Jahren, wollte sie unbedingt Ballett-Tanzen lernen, da ihre damalige beste Freundin dies ebenfalls machte. Jedoch merkte Dylan schnell, dass dies nicht für sie ist, so besuchte sie einen anderen Tanzkurs und lernte dort das Tanzen. Eine andere Leidenschaft von ihr, ist das Fotografieren, welches sie bis heute noch sehr gerne macht. Kurz nach ihrem sechsten Geburtstag kam sie in einer Pflegefamilie unter. Zuvor war diese immer wieder zu ihr ins Heim gekommen, damit sie sich besser kennenlernen konnten. Es dauerte seine Zeit bis Dylan ihnen Vertraute, um Ehrlich zu sein, dauerte dies ganze zwei Jahre. Ihre neue Pflegefamilie ermöglichte ihr eine schöne Kindheit, sie folgen mit ihr in den Urlaub und verbrachten sehr viel Zeit mit ihr. Als Dylan 10 Jahre alt wurde, wurde sie schließlich von ihrer Pflegefamilie adoptiert und bekam den Nachnamen Harper. Sie war mehr als glücklich endlich eine Familie zu haben, die sie liebten und ihr dies auch zeigten. Dylan kam schon immer besser mit Jungs zurecht als mit Mädels, warum konnte sie sich nie erklären. Kein Wunder also, dass sie sich am Anfang eher Männlicher kleidete, doch dieses änderte sich als sie in die Pubertät kam. Dylan zog sich weiblicher an, jedoch waren High Heels nie was für sie, viel zu unbequem. Da bevorzugt sie doch lieber Sneakers und Boots.

Als in der High School eine Mädchenclique, anfing die neue Schülerin zu mobben, ging Dylan dazwischen und setzte sich für diese ein. Denn Mobben ist ein absolutes No-Go und dafür steht sie auch ein. Leider wollte die Clique das nicht einsehen und es kam zur Schlägerei, fünf gegen einer war echt mehr als Feige, doch dadurch das Dylan ihre Klappe aufgemacht hatte, kamen ihr eine Menge Mädels zur Hilfe. Erst die Lehrer/innen schafften es die Mädels auseinander zu bringen. Alle mussten ins Büro und bekamen eine strafe, doch diese nahm sie gerne in Kauf. Denn kurz danach wurde hart gegen Mobbing an ihrer Schule durchgegriffen. Mit ihren Freunden verreiste Dylan sehr gerne in den Ferien oder auch mal an den Wochenenden. Sie liebt dieses Gefühl von Freiheit, welches sie dann immer verspürte. Kein Wunder also das sie sich dazu entschloss Fotografin und Reisebloggerin zu werden. Denn sie wollte einfach die ganze Welt sehen und die Leute daran Teilhaben lassen. Im Alter von ca. 17 Jahren, hatte Dylan ihren ersten Kuss mit einem Mädchen und ja, es gefiel ihr. Kurze Zeit später führte sie eine Beziehung mit einem Mädchen aus ihrer Klasse, was für Gesprächsstoff sorgte. Nicht jeder war tolerant und nahm das so hin, nein sie wurden beschimpft und verprügelte, doch das änderte nichts daran, das Dylan ihre Freundin liebte. Zusammen mit anderen Homosexuellen ergriffen sie Partei und forderten mehr Toleranz und strafen für die anderen. . Ja das Leben von Dylan war alles andere als Langweilig. Leider hatte sie in ihrer High School Zeit sehr viel Schläge und dumme Sprüche abbekommen, doch davon hat sie sich nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil, das ganze machte sie nur noch Stärker und machte sie, zu den Menschen der sie nun war. Jedoch hielt ihre Beziehung nur bis zum Ende der High School, dennoch blieben die beiden Freunde, da sie sich einfach auseinander gelebt und im Guten getrennt hatten. Kurz bevor Dylan ihr Studium anfangen konnte, verstarb ihr bester Freund in ihren Armen. Er hatte die Flaschen Leute kennengelernt und fing an, mit Drogen zu Dealen. Eher er diese auch selber nahm, zusammen mit Alkohol und wurde schließlich süchtig. Dylan versuchte alles, um ihren besten Freund aus dem Teufelskreis zu helfen, doch sie schaffte es bedauerlicherweise nicht. Ganze zwei Jahre machte Dylan das ganze mit, eher ihr bester Freund an einer Überdosis in ihren Armen verstarb. Schon immer war sie gegen Drogen gewesen und trank auch nur selten Alkohol, auch weil sie wusste, was dieser Scheiß mit einem macht.

So fing Dylan nach der High School ihre Journalisten Studium an und half nebenbei in einem Fotoladen aus, wo man ihr alles Mögliche beibrachte. Hin und wieder durfte sie auch mit auf Location und selber ein paar Bilder für die Kunden machen. So lernte sie auch ihre zweite große Liebe kennen. Beide teilten die gleiche Leidenschaft und verstanden sich sofort super. Beide verreisten fiel und hatten schöne 2 Jahre, eher ihre Liebe den Bach herunterging. Denn leider liebte sie es mit anderen Frauen zu Flirten, mit diesen zu schreiben und sich mit diesen auch zu treffen. Durch Zufall fand sie dies heraus und trennte sich sofort von ihr. Dylan beendete ihr Studium und bekam ein Job als Reisebloggerin für ein bekanntes Magazin. Wenn sie nicht gerader Unterwegs ist, trifft sie sich mit ihren Freunden, geht Feiern und dreht ein paar Runden auf ihrem Skateboard. Dylan ist ein sehr loyaler Mensch und mag es nicht, belogen zu werden. Wenn man ihr Vertrauen ausnutzt, dauert es ewig, bis man dies wieder hat.

11. November 1993
Ab dem Moment, in dem Arabella das Licht der Welt erblickte, schien ihr Leben vollkommen durchgeplant worden zu sein. Als Tochter einer exzentrischen Tanzlehrerin und einem liebenswürdigen Modedesigner war es vorprogrammiert, dass ihr Leben eine Shitshow werden sollte. Sie konnte sich kaum an ihre Kindheit erinnern. Nicht, weil sie von Grund auf beschissen war, sondern weil sie sich an nichts anderes erinnern konnte als an das blendende Licht, der verspiegelten Wand und den Ballettstangen davor, die man in ihrer ersten Tanzschule bewundern durfte. Ihre Mutter erzählte ihr in ihrer Teenagerzeit, wenn das Leben besonders hart wurde, davon, dass sie bereits als Kind, dass gerade erst zu Stehen begonnen hatte, sich immer am Griff des Herdes festgehalten und Schritte nachgeahmt hatte, die ihre Mutter ihr einst zeigte. Es wäre ihr Schicksal, hatte ihre Mum ständig beteuert. Bullshit, wenn man Bella fragte. Denn woran sie sich gut erinnern konnte waren ihre Grundschuljahre, in denen sie ihre Eltern oft gefragt hatte ob sie einem anderen Hobby als Ballett nachgehen durfte. Reiten. Fußball spielen. Klavier spielen. Ihre Mutter wurde stets wütend wenn sie das Thema am Essenstisch angeschnitt, hatte sie angeschrien, auf die Tränendrüse gedrückt und ihr eingeredet, sie wäre eine schlechte Tochter weil sie nicht einsehen wolle, dass ihre Mutter nur das Beste für sie wollte. Bella hatte aufgegeben nachzufragen - erst recht als ihre Mutter entschied sie von der öffentlichen Schule zu nehmen und sie mit ihrem 8. Lebensjahr in eine Privatschule zu stecken, damit sie sich voll und ganz ihrer Karriere widmen konnte.

Bellas Kindheit und Teenagerzeit hatte einen strikten Terminkalender, dem sie nur in den größten Ausnahmefällen nicht nachzukommen brauchte. Er war simpel. 05.30 Uhr: aufstehen. 05.45 Uhr: Yoga, damit der Kreislauf in Schwung geriet. 06.30 Uhr: Frühstück. Magerquark mit Früchten. Bloß nicht zu viele Kalorien! 07:00 Uhr: für die Schule fertig machen und sich auf den Weg machen. 07:30 Uhr - 13.00 Uhr: Unterricht in den gängigsten Fächern. 13:00 - 13:30 Uhr: Mittagspause. Salat. 13:30 - 17 Uhr: Ballettunterricht. Danach verlangte ihre Mutter oft von ihr den Stoff aus der Schule zu wiederholen und pünktlich Abends um halb 9 im Bett zu sein, damit sie stets 9 Stunden Schlaf bekam.

Entgegen ihrer Erwartungen schaffte Bella es im Alter von 15 Jahren endlich Ehrgeiz zu zeigen. Natürlich hatte sich bereits als Kind ihr Talent gezeigt und sie wurde stets gefördert, doch erst nachdem sie ein Alter erreicht hatte in denen sie allmählich führende Rollen im Ballettaufführungen einnehmen durfte schien sie den Spaß an der Sache zu erkennen. Doch mit dem Spaß und ihrem persönlichen Ehrgeiz kam auch der Wahnsinn ihrer Mutter. Ihre Schule wurde gestrichen. Ohne einen Abschluss in der Tasche zu haben hatte ihre Mutter sie an einer Tanzschule angemeldet, an der sie sich 24/7 dem Ballett widmen sollte. Bella nahm es ihr zwar nicht übel, denn ihr Herz hatte sich längst das Ziel heraus gesucht eine Primaballerina zu werden, doch das Verhältnis zu ihrer Mutter wurde immer distanzierter. Es wurde so viel Geld in ihre Ausbildung gesteckt, dass Bella an den Feiertagen sich stets anhören durfte, sie solle auch bloß niemals aufgeben, denn ihre Mutter würde jeden einzelnen Cent zurück fordern, den sie in ihre Tochter investiert hatte. Es ging so weit, dass Bella mit 18 Jahren den Kontakt zu ihrer Mutter gänzlich einstellte und nur noch den Kontakt zu ihrem Vater pflegte, der das Verhalten seiner Frau bereits seit Jahren skeptisch beobachtet hatte.

Mit 20 war es endlich soweit. Arabella bekam das erste Mal die Hauptrolle im Stück "The Wizard of Oz" zugeteilt. Die Schlagzeilen der örtlichen Presse gingen durch die Decke. Bella legte eine solche Performance ab, dass schon bald die ersten Anfragen bei ihr eintrudelten. Ihre Karriere schien in Schwung zu kommen und sie ließ sich von der Flut förmlich mit treiben. Fünf Jahre lang hatte sie eine Hauptrolle nach der Anderen besetzt. Aus der Ballerina wurde eine Primaballerina. Sie tanzte nicht nur in Theatern, sondern durfte auch in der Staatsoper auftreten. Es war alles wunderbar, doch selbst der schönste Traum würde irgendwann ein Ende finden.

Bei Bella kam das früher als gedacht.

25. Juli 2018
Arabella redete nicht gerne über diesen Tag. Es war bereits der dritte Abend in Folge, in dem sie in dem wunderschönen weißen Tütü über die Bühne fegte und die Hauptrolle des Schwanensee-Stückes beinahe perfektioniert wiedergab. Ihre Fersen und Unterschenkel hatten schon während den Generalproben vor Tagen angefangen zu schmerzen, doch sie hatte sich eingeredet, dass es nur ein paar Tage waren, dann würde sie einen Arzt aufsuchen und sich Ruhe gönnen. Das konnte sie sich leisten. Sie war in Mitten eines ihrer Solos - dann ein Schnalzen, so laut wie ein Peitschenschlag. Ihre Waden fühlten sich an als hätte ihr jemand mit voller Wucht dagegen geschlagen. Ihre Füße konnten ihr Gewicht nicht mehr halten und mit einem schmerzhaften Aufschrei war sie zu Boden gestürzt. Beidseitiger Achillessehnenriss. Nichts, was nicht wieder heilen würde, doch das Leben als Ballerina war schnelllebig. Oft hatte man den Höhepunkt seiner Karriere noch vor dem 30. Lebensjahr erreicht, doch Bella wollte nicht wahrhaben, dass die Presse sich schon bald von ihr abwandte. Erst recht als klar wurde, dass ihre Heilung länger dauern würde als normalerweise. Und die Presse war nicht die Einzige, die sich endgültig abwandte. Auch ihre Mutter.

Es zerbrach Bella das Herz als ihr Leben förmlich in Scherben vor ihr lag. All die Qualen, die Torturen und die Folter ihrer vielen Lehrerinnen die sie in ihren 25 Jahren des Lebens durchgemacht hatte schienen umsonst gewesen zu sein. Sie durchlebte eine Identitätskrise. Gepackt von Panik räumte sie das Konto leer, das ihre Mutter ihr mit 10 eingerichtet und selbst während des Kontaktabbruches stets belassen hatte, und war aus ihrem alten Leben verschwunden.

Sie brauchte Zeit. Zeit zu heilen, Zeit um mit ihrer Situation klar zu kommen. Immer und immer wieder hatte sie sich die Frage gestellt - was sollte sie tun? Ihre Karriere war vorbei. Sie würde keinen Fuß mehr als Primaballerina im Ballettbusiness fassen können, was also sollte ihr neues Ziel werden? Bella hatte sich mit der Unterstützung ihres Vaters eine Auszeit gegönnt. Sie reiste eine Weile durchs Land, tat Dinge, die ihr als Kind niemals erlaubt gewesen waren und hatte sich das erste Mal in ihrem Leben richtig ausleben können.

Auf diesen Reisen fand sie ihren Weg nach Hope County. Ein Tal, das ihr Herz mit der wunderschönen Natur und den liebenswürdigen Menschen im Sturm eroberte. Sie war länger geblieben als gedacht, hatte so viele tolle Leute kennen gelernt und als sie wenige Tage vor ihrer Abreise erfuhr, dass die städtische Tanzschule schließen musste weil die Tanzlehrerin mittlerweile zu alt war, da fasste sie einen Entschluss. Sie mochte möglicherweise nie wieder auf einer Bühne auftreten, doch sie hatte Erfahrungen, die sie weiter geben konnte. Erfahrungen, über die andere froh wären bevor sie in das Business einsteigen würden. Und zusätzlich nahm sie sich vor niemals, wirklich niemals, so zu werden wie es ihre eigenen Tanzlehrerinnen in ihrer Kindheit waren.

Und so übernahm Bella, in einer ihr völlig unbekannten Stadt, eine Tanzschule und hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein Treff für jeden zu bilden, der die gleiche Leidenschaft teilte: das Tanzen.

#Vom Winde verweht...

Eliza war ein aufgewecktes, quirliges Einzelkind. Viele denken jetzt, wo sie das Wort Einzelkind lesen, vielleicht an ein arrogantes, verwöhntes Blag, doch so war sie nicht. Zumindest nicht 100%. Sie wurde durchaus von ihren Eltern verwöhnt. Ihr Vater, Direktor der High School, hatte in seiner Tochter seinen ganzen Stolz gefunden. Nachdem er, und seine Frau, bereits ein Kind in der Schwangerschaft verloren hatten, haben die beiden es lange versucht. Viele Besuche beim Frauenarzt und nur noch Sex auf Kommando. Das klingt alles andere als Romantisch, doch der Kinderwunsch war einfach so groß, dass sie alles dafür getan hätten. Die Beziehung des frisch verheirateten Paars litt sehr darunter. Es dauerte 4 Jahre, 4 Jahre voll Qual und Tränen, bis sich die kleine Eliza ankündigte. Ihre Mutter blieb sofort zu Hause, um kein unnötiges Risiko einzugehen, und blieb seit dem Hausfrau. Zu ihrer beiden Glück verlief die Schwangerschaft ohne jede Komplikation, bis die kleine Prinzessin am 12.03.1968 das Licht der Welt erblickte. Seit dem drehte sich alles nur noch um das kleine Mädchen. Man versuchte ihr die Sterne vom Himmel zu holen, ihr ein perfektes Kinderleben zu bieten, während gleichzeitig für ihre Zukunft geplant wurde. Schon sehr früh kristallisierte sich heraus, dass Elly Ärztin werden sollte und wollte. Wenn ein junges Mädchen mit ihrer Puppe zu ihrem Vater geht und diesen fragt, wie es in der Puppe aussieht, dann ist die Karriere wohl eindeutig. Liliane selber hatte bei dieser Frage natürlich keinerlei Hintergedanken und wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, was sie zukünftig lernen wollte, doch ihren Eltern gefiel der Gedanke einer Arztkarriere sehr gut, weswegen sie die junge Frau in diese Richtung lenkten.
Die Schule fiel der jungen Dame zugegeben recht leicht - zumindest, wenn man von dem Punkt absieht, wer ihr Direktor war. Es war natürlich nicht einfach den eigenen Vater in der Schule sitzen zu haben. Alles, was sie machte wurde ihm mitgeteilt und ständig zitierte er sie in sein Büro - sei es auch nur, um zu besprechen was sie Abends essen wollte. Er übertrieb die Fürsorge wirklich, doch Eliza konnte es ihm einfach nicht übelnehmen. Er liebte sie. Wie sollte sie jemandem das zum Vorwurf machen? Eine Ablenkung, in Form eines gut aussehenden jungen Mannes, kam ihr da grade recht. Er saß ihn Mathe hinter ihr, und ständig hatte sie das Gefühl seinen Blick auf sich zu spüren. Unmittelbar bildete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper, und ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Diese Ablenkung ging soweit, dass sich ihre Noten sichtlich verschlechterten, und ihr Vater sauer wurde. Doch, sie ließ sich den Umgang mit dem jungen Mann, der sich als Matthew vorstellte, nicht verbieten... sie war verliebt. Das war der Beginn einer langen Liebes-Reise. Oh, ihr geht doch nicht davon aus, dass Matthew von Dauer war, oder? Nein, zwei Wochen später war er vergessen. Doch Elly liebte die Liebe und war naiv zu glauben, dass jeder zweite Mann DER Mann sein könnte. Sie wollte in einem Disneyfilm leben, doch es glich wohl eher der Serie the Last of us. Zombies like Schüler und eine Überlebende, die versucht damit klar zu kommen.
Eliza fing an Medizin zu studieren, ein wahrgewordener Traum. Währenddessen lernte sie einen russischen Soldaten kennen, Richard. Es war nicht geplant, doch wir wissen alle was nun kommt, hm? Elly war naiv und verliebte sich in diesen Mann… mal wieder. Doch diese Traumblase schien ihr nicht lange vergönnt zu sein. Ihr wurde immer wieder schlecht, vor allem morgens nach dem Aufstehen. Sie schob es auf den Stress des Studiums, doch irgendwann ließ sich das unvermeidliche nicht mehr aufschieben - sie machte einen Schwangerschaftstest. Sie liebte Kinder schon immer, und wünschte sich auch irgendwann Eigene, doch keinesfalls zu diesem Zeitpunkt. Doch, leider schien das Schicksal es anders mit ihr zu meinen. Sie beichtete Richard, dass sie ein Kind von ihm erwartete und dass es ihre Schuld war - sie hatte ihre Pille zwischendurch vergessen. Sie schämte sich und machte sich große Vorwürfe, doch er versprach ihr, dass er bald zu ihr ziehen und für sie da sein würde.
Auch das war naiv zu glauben, denn er meldete sich nie wieder. Die Schwangerschaft lief relativ problemlos ab, so dass Elly sich auch weiterhin auf ihr Studium konzentrieren konnte. Doch, umso mehr ihr Bauch wuchs, desto schwieriger wurde das Lernen, so dass sie ihre Karriere pausieren und einen wunderschönen Jungen auf die Welt bringen musste. Sie widmete ihm ihre komplette Aufmerksamkeit, schließlich konnte er nichts dafür, dass er eigentlich nur ein „Ups“ war. Sie liebte ihn mit vollstem Herzen. Eliza bekam Hilfe von ihre Eltern, so dass sie nach ein paar Jahren ihr Studium wieder aufnehmen konnte. Es war schwer, und heute wusste sie auch nicht, wie sie das bewältigt hatte, doch es klappte. Vormittags, wenn Jakow in der Schule war, ging sie in die Uni. Mittags war sie für ihren Sohn da und kochte und backte, was sie leidenschaftlich gerne tat, für den Knirps. Nachts, wenn er im Bett war, lernte sie für die Prüfungen. Schlafen war zu dieser Zeit kaum möglich, doch das wurde ja bekanntlich schon immer überbewertet, hm?
Als Jakow sechs Jahre alt war, lernte Elly Marco kennen. Er wurde zu einem sehr liebevollen Stiefvater für Jakow, doch er hatte ebenso eine Schattenseite. Sein Leben bestand aus zwei Teilen, die Polizei dazwischen. Denn Marco war in illegalen Machenschaften verwickelt, wie Eliza irgendwann erfuhr. Doch ihr Herz war an diesen Mann gebunden, so dass sie blind und blöd war, sich nicht sofort von ihm zu trennen. Sie dachte wirklich er könnte ein anderer Mensch werden, für sie und für Jakow. Und es ging auch einige Jahre gut. Die drei bildeten eine perfekte Familie, feierten schöne Geburtstage und tolle Weihnachtsfeste. Das wurde jedoch davon überschattet, dass Marco Jakow in die Welt der Drogen führte, ohne dass Eliza etwas davon ahnte. Sie bekam nichts davon mit, weder von Marco noch von Jakow. Erst, als ihr Sohn beim Drogendealen erwischt wurde, kam die Wahrheit ans Licht. Zwar trennte Elly sich sofort von Marco, doch konnte ihr niemand die Schuldgefühle nehmen, die sich instant bei ihr entwickelten. Sie war Schuld, dass Jakow für zwei Jahre in Jugendhaft musste. Sie wusste nicht, wie sie sich das jemals verzeihen könnte, geschweige denn ob Jakow ihr das jemals verzeihen könnte. Sie versuchte immer für ihn da zu sein, so irgendwie zu helfen, doch ihr Sohn zog sich merklich zurück. Eliza konnte ihm daraus nicht mal einen Vorwurf machen, verstand sie diese charakterliche Änderung doch sehr gut.
Inzwischen hatte die junge Frau es zu einer erfolgreichen plastischen Chirurgin gebracht. Sie liebte ihren Job, doch genauso liebte sie es, dass sie zeitlich so gebunden und gefangen war, dass sie keine Zeit mehr hatte sich Vorwürfe zu machen. Nach 1,5 Jahren konnte sie ihren Sohn wieder aus dem Gefängnis abholen und doch wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Eliza liebte ihn über alles, aber dennoch verbrachte sie inzwischen die meiste Zeit im Krankenhaus. Tag und Nacht arbeitete sie, damit die Schuldgefühle sie nicht auffressen konnten. In dieser Zeit half ihr Rafael und war für sie da, sei es auch nur für lange, laaange Gespräche. Eliza wollte sich nicht wieder verlieben und war daher stets etwas distanziert, doch sie ließ ihn irgendwann in ihr Leben. Parallel dazu kam seine Tochter, Sidney, mit in die Familie und vervollständigte sie somit. Rafael und Sidney nahmen Jakow sehr gut in die Familie auf, so dass eine kleine aber wundervolle Patchwork-Familie entstand. Doch Eliza konnte sie nicht mehr so öffnen, wie sie es damals bei Männern getan hatte. Sie versuchte Jakow immer das Gefühl zu geben, dass sie alles schaffen konnten, auch wenn sie selber nicht immer davon überzeugt war. Sie kümmerte sich sehr gerne um andere Menschen, hatte immer ein offenes Ohr oder einen vorgeheizten Ofen, doch vergaß sie sich dabei selber gerne mal.